Martin Frauenfeld – ein feiner Mensch und Sportler – Martin starb am 12. Januar im Alter von 77 Jahren
Am Freitag hat eine große Trauergemeinde in der Kapelle des Handschuhsheimer Friedhofs Abschied von Martin Frauenfeld genommen. Der bedeutende Rugby-Nationalspieler der 1960-er Jahre und langjährige Trainer des Sportclub Neuenheim ist am 12. Januar im Alter von 77 Jahren verstorben. Er hinterlässt seine Ehefrau Maren, die erwachsenen Kinder Barbara und Jörg, die beide Rugby-Nationalspieler wurden, zwei Enkel und viele Freunde und Sportkameraden, denen er ein liebenswerter Spielpartner und großes Vorbild war.
Martin Frauenfeld, Spross einer Handschuhsheimer Bäcker-Familie, die nach Neuenheim umsiedelte, Bunsen- und Helmholtz-Gymnasiast und Diplomingenieur bei der Kraftanlagen AG, war als Kind ein talentierter Leichtathlet und Handballer in der SG Kirchheim sowie ein ehrgeiziger Schwimmer und Wasserballer im SV Nikar. Sein Schicksalstag war der 22. Mai 1949, als der Achtjährige den SCN auf dem Hans-Hassemer-Platz das Endspiel der deutschen Rugby-Meisterschaft gegen Germania List gewinnen sah und er sich in die Rugby-Quetsch verliebte.
Technisch und taktisch ausgebildet von seinem Trainer und Mentor Franz Hack, einem geduldigen Pädagogen, der mit lebendigen, oft wilden Buben gut umgehen konnte, wurde Martin Frauenfeld zu einem der besten Spieler seiner Epoche: Seine kurzen Sprints und Sidesteps, seine weiten und raffinierten kurzen Kicks und Bodenroller, sein verbissener Kampfgeist, seine knallharten Tacklings und seine feinen Passangriffe wurden im Verein und in den badischen und deutschen Auswahlmannschaften sehr geschätzt.
1958, mit 18 Jahren, spielte er in der ersten Mannschaft, 1961 war er deutscher Vizemeister, 1964 deutscher Pokalsieger, 1966 und 1967 deutscher Meister. Es ist in lebhafter Erinnerung, wie der schmächtige Martin Frauenfeld die Angriffe der Riesen von Hannover 78 und Victoria Linden stoppte. „Rot vor Biss warn seine Augen, hing am Gegner, riss ihn runter, keiner trieb’s so wild und munter“, dichtete sein Mannschaftskamerad Hans-Peter Hölzel, was der Trauerredner zur Sprache brachte wie vieles mehr.
Zum Beispiel dass er als akribisch und einfallsreich arbeitender Trainer mit der badischen Auswahl und dem SCN große Erfolge feierte: Den deutschen Pokalsieg 1975, die deutsche U18-Meisterschaft 1979 sowie als Co-Trainer von Rudolf Finsterer die deutsche Meisterschaft 1995 und die Pokalsiege 1994 und 1999. Etliche Talente – Fred Herzog, Kay Kocher, Martin Friedel, Christian Wolters, Clemens von Grumbkow, Michel Vusec und Sohn „Krümel“ Frauenfeld – verdanken ihre Meisterschaft den guten Tipps des Trainers Martin Frauenfeld, der 13-mal für Deutschland gespielt hatte.
Das 3:3 gegen Italien und die hauchdünne 6:8-Niederlage gegen Frankreich in der Europameisterschaft 1966 sind Resultate, auf die der deutsche Rugbysport noch 53 Jahre danach stolz sein darf. Martin Frauenfelds Spielkunst und Kampfgeist waren dabei wesentlich.