16:14-Erfolg in einem hoch dramatischen Endspiel beim TSV Handschuhsheim
Heidelberg. In einem Wahnsinns-Finale krönte sich der Sportclub Neuenheim mit einem 16:14-Sieg über den TSV Handschuhsheim zum Pokalsieger des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV). 2100 Zuschauer sahen im Heidelberger Sportzentrum Nord einen Krimi, nach dem keines der beiden Teams eine Niederlage verdient hatte, und spendeten Siegern wie Unterlegenen verdienten Applaus.
Wer einen verhaltenen Beginn und gegenseitiges Abtasten erwartet hatte, sah sich fünf Sekunden nach dem Anpfiff bereits eines Besseren belehrt, als Marten Strauch um ein Haar den Neuenheimer Blitzstart mit einem Versuch gekrönt hätte, doch ein Vorwurf verhinderte die frühe SCN-Führung. Nur kurz zeigten sich die Handschuhsheimer geschockt, Yassin Ayachi brach im Zusammenspiel mit Michael Cooke die SCN-Verteidigung und zeigte, dass der TSV ebenso heiß auf den Titel war. Die ersten Punkte besorgte Neuenheims Verbinder Wynston Cameron-Dow in der 18. Minute. Doch „Löwen“-Kicker Oliver Seelinger besorgte kurz darauf den Ausgleich, ebenso wie zehn Zeigerumdrehungen später, als er einen weiteren Kick von Cameron-Dow postwendend konterte. Bis zur Pause fielen keine Punkte mehr, das Spiel verlor aufgrund einiger Unkonzentriertheiten und Vorwürfen an Qualität.
Positiv bemerkbar machten sich die Einwechslungen von Marcus Bender und Alex Hug bei den „Löwen“, die in der zweiten Halbzeit zunehmend die Kon-trolle übernahmen. Nach einer Viertelstunde vergeblichen Anrennens gelang es Kapitän Gregor Hartmann, die entscheidenden Zentimeter zu überqueren – der Handschuhsheimer Anhang bejubelte den ersten Versuch. Aber der SCN schlug eiskalt zurück: Eine kleine Unachtsamkeit beim Ankick nutzten die „Königsblauen“ und setzten sich in der Hälfte der „Löwen“ fest. Nach mehreren Phasen war es Sam Harris, der nach gekonnter Körpertäuschung unter die Malstangen lief. Die Erhöhung von Cameron-Dow sollte später Gold wert sein.
Der TSV wechselte mit Felix Bayer und Paul Schüle weitere frische Kräfte ein, beim SCN kam Christian Hug. Doch es dauerte bis zur Schlussphase, ehe sich die Ereignisse überschlugen. Dem wachsenden Druck Handschuhsheims konnten die Neuenheimer nur regelwidrig entgegen wirken; es gab Straftritt, den Seelinger verwandelte. Mit einem Punkt in Führung, hatte der TSV eine Hand am Pokal, aber mit purer Willenskraft schaffte der SCN den erneuten Konter: Nach starkem Gassenpaket bekamen sie ebenfalls einen Strafkick zugesprochen, und Cameron-Dow blieb vom Hütchen aus eiskalt. Beim Stande von 14:16 aus Sicht der „Löwen“ lief die Zeit davon, angepeitscht von den Fans rannten sie mutig an und wurden belohnt. Doch der Seelingers Kick strich haarscharf an den Stangen vorbei. Die letzten Minuten blieb der SCN hoch konzentriert und ließ den anstürmenden „Löwen“ keine Lücke mehr. Beim Abpfiff Maughans fielen die Neuenheimer Spieler in einen Freudentaumel und konnten den DRV-Pokal aufgrund der besseren Chancenverwertung verdient zum ersten Mal seit 2001 in Empfang nehmen. In der 114-jährigen Vereinsgeschichte war es der siebte Pokalerfolg für Neuenheim.
TSV Handschuhsheim – SC Neuenheim 14:16 (6:6), TSV: Lorenz – Sürer, Badelt, Ayachi, Seelinger – Leimert, Cooke – Spies, Hartmann, Reinhard (41. Hug) – El-Chami, Rosenthal (60. Bayer), Sacksofsky (41. Bender), Wetzel, Martel (71. Schüle).
SCN: M. Strauch – Katona, van Gelderen, Harris, Becker – Cameron-Dow, Scheurich – B. Strauch, Didebashvili, Davison – Da Fonseca (62. Hug), Wiegandt – Weiss, Sanadiradze, Ngubane.
Schiedsrichter: Maughan; Zuschauer: 2100; Punkte: 0:3 (18.) Straftritt Cameron-Dow; 3:3 (25.) S Seelinger; 3:6 (34.) S Cameron-Dow; 6:6 (37.) S Seelinger; 11:6 (56.) Versuch Hartmann; 11:13 (59.) V Harris + E Cameron-Dow; 14:13 (78.) S Seelinger; 14:16 (80.+2) S Cameron-Dow; Zeitstrafe: -/Sanadiradze (40.).
Von Moritz Bayer TitelfFoto: Alexander Ehhalt, weitere von F&S