Es ist klar, dass jede Serie einmal reissen muss, so war es auch absehbar, dass der TSV Handschuhsheim irgendwann nach 2019 mal wieder ein Derby gewinnen musste. Aber ganz so deftig hätte die 10:36-Pleite (Halbzeitstand 5:14) am Samstag im Bundesliga-Derby vor vollen Rängen und bei bestem Wetter nicht ausfallen dürfen und müssen.
Bis zur 39. Minute hatte es in einem ausgeglichenen Spiel 5:7 gestanden, nachdem der TSV mit einem erhöhten Versuch in Führung gegangen war und Nikolai Klewinghaus per Versuch verkürzt hatte. Bis dahin war praktisch alles offen und unser Team mindestens gleichwertig, obwohl der starke Robert Lehmann schon früh verletzt ausgefallen war und die eigenen Chancen sträflich vergeben wurden. Als dann aber kurz vor der Halbzeit unser Spielführer Paul Weiss nach einer übermotivierten Verteidigungsaktion eine Zeitstrafe bekam, konnte der TSV noch vor dem Seitenwechsel mit einem zweiten erhöhten Versuch die knappe Führung ausbauen.
Nach dem Seitenwechsel fand unser Team in Unterzahl nicht zurück ins Spiel und verlor dann komplett die Kontrolle über die Partie, folgerichtig dominierte der TSV im zweiten Durchgang und baute die Führung mit einem Strafkick und drei weiteren Versuchen und zwei Erhöhungen aus. Die dann gezeigte Leistung war zu undiszipliniert und blutleer, um einen Gegner wie die Löwen zu schlagen. Der zwischenzeitliche zweite Versuch von Alexander Klewinghaus war am Ende reine Ergebniskosmetik. Der TSV war am Ende der hoch verdiente Derby-Sieger, dem wir dazu zähneknirrschend gratulieren.
Jetzt muss schnell wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden werden, denn am 04.11.2023 kommt die RG Heidelberg zum nächsten Heidelberg-Derby auf den Museumsplatz. Dann muss wieder gewonnen werden, denn an der Ausgangslage hat sich nicht geändert: wenn wir an die Spitze wollen, müssen Spiele gewonnen werden, am dringendsten immer das Nächste!
Ein kleines Trostpflaster am Samstag war der klare Sieg unserer zweiten Mannschaft im anschliessenden „kleinen“ Derby, in der Regionalliga wurde der TSV mit 32:15 (Halbzeitstand 27:7) souverän geschlagen. Die Bundesliga-Reserve zeigte Biss und Spielwitz, mehrere wunderbare Versuche entzückten die immer noch zahlreichen Zuschauer. Der auf Schluss eingewechselte ehemalige Weltauswahlspieler Kay Kocher hatte unter dem Jubel der (seiner?) Fans einen Ballkontakt, den er souverän zu einem taktischen Kick verwertete.
Die aktuelle Tabelle:
Der SC Neuenheim steht nach der 10:36-Derbyniederlage weiter – jetzt nach unserem Geschmack etwas zu gesichert – auf dem Playoff-Platz drei. Frankfurt bleibt nach dem 49:10-Sieg beim Offenbacher SCR ungeschlagen mit der Maximalausbeute an der Spitze, der TSV Handschuhsheim ist weiterhin der erste Verfolger des Klassenprimus. Der München RFC springt nach dem 27:21-Auswärtssieg beim RSV Köln auf den vierten Playoff-Platz, denn die Bayern bleiben sich treu und gewinnen die wichtigen Spiele. Dass das jetzt auch noch auswärts in Köln gelungen ist, war die halbe Miete zum sicheren Klasenerhalt, mit einem weiteren Heimsieg zum Beispiel in zwei Wochen gegen Offenbach könnten die Münchner schon die Kür einleiten. Die RG Heidelberg hat mühsam, aber dafür mit 38:31 und Bonuspunkt gegen den RK Heusenstamm gewonnen., rangiert jetzt aussichtsreich auf Platz fünf. Offenbach ist auf Platz sechs, gefolgt von Heusenstamm auf Platz sieben. Die Heusenstammer Füchse haben bei der RGH immerhin beide Bonuspunkte eingeheimst und überholen damit Köln, weil der RSV zuhause nur einen Bonuspunkt gegen den MRFC erkämpft hat und die Rote Laterne wieder übernimmt. Das sind aber nur Momentaufnahmen, es bleibt spannend!